26 September 2006

Liga Zwei - Wir sind dabei: Wir in München


Am frühen Sonntagmorgen ist einiges los am Siegener Bahnhof. Massenweise strömen rund 2000 Siegener Fans auf einen langen Zug zu. Mit einem Sonderzug, wie damals zum Saisonfinale der Aufstiegssaison der Sportfreunde Siegen nach Darmstadt, setzten sich die treuen Anhänger, die den Glauben an den Klassenerhalt bis dahin noch nicht verloren hatten, nach München in Bewegung. Auf einem Plakat der Deutschen Bahn steht es schwarz auf gelb: Die Sportfreunden holen die Punkte aus der Allianz Arena ab. Mit zwei Sonderzügen. Das schon mal vorweg: Meistens kommt es anders, und selten wie gedacht.
Schon eine Stunde vor Abfahrt machten sich also die ersten Siegener Fans auf den Weg zum Sonderzug, die BEWA, Mitorganisator des Sonderzuges, sperrt die Zugänge zum Gleis 55 ab, kontrolliert die Fahrkarten, die in Kombination mit der Eintrittskarte für die Allianz Arena verkauft wurden. Vor den Security-Menschen staut sich die Masse, es wird gedrängelt, geschubst. Wer endlich durchkam, konnte sich auf die Suche nach einem Sitzplatz im Zug machen. Während im Tanzwagen des Sonderzuges schon Getränke und Speisen bereitgestellt und vorbereitet wurden, versuchten die nach und nach in den Zug gelangten Fans zusammen mit ihren Freunden ein eigenes Abteil zu besetzen, was nicht immer gelang. Doch trotz aller Hektik: Am Ende fand noch jeder einen Sitzplatz. Um 5.37 Uhr war dann schließlich Abfahrt. Fast eine Stunde später rollte auch der zweite Sonderzug aus Weidenau los. 4000 Siegener auf dem Weg in die Allianz Arena.
Die rund siebenstündige Fahrt über Frankfurt und Würzburg nach München wurde für die Sportfreunde-Fans keineswegs langweilig. Bei Musik aus den Lautsprechern der Abteile im Zug konnte die Siegener entspannen und sich im Stillen auf das Spiel vorbereiten. Andere nutzen die noch etwas anhaltende Dunkelheit zum Schlafen, um in der Arena fit zu sein. Nur die Nachteulen blieben die ganze Fahrt über wach und machten im Tanzwagen, wo die Musik noch ein wenig lauter war und auch genügend Platz war, noch richtig Party. Getränke gab es ja noch genug und bei den Sportfreunde-Liedern, die fast regelmäßig gespielt wurden, konnte es nur gute Stimmung geben. Hellwach waren nochmal alle, als ein kleiner Zwischenstopp am Bahnhof von Augsburg für Aufsehen sorgte. Den dort auf ihre Züge wartenden Passanten blieb die Schmäh der Siegener nicht erspart. Die Sportfreunde-Fans sind eben nicht gut auf Augsburg zu sprechen. Danach rollte der Sonderzug ohne weitere Stops auf München zu. Etwas verspätet so gegen 13.15 Uhr war er dann angekommen. Am Münchner Hauptbahnhof wurden die Sportfreunde, die mit lautstarken Gesängen und viel Jubel aus dem Zug stiegen, von der Münchner Polizei erwartet. Durch die gute Stimmung, die die Siegener verbreiteten und die nicht mehr abzuwendene Invasion von Rot-Weiß in München, schienen die Polizisten in Grün-Weiß ein wenig gereizt. So wurde bereits am Bahnhof ein Fan in Gewahrsam genommen - weil er eine Sonnenbrille trug. Polizei-Willkür contra lebende Fankultur, der Unterschied konnte kaum größer sein.
Vom Hauptbahnhof ging es dann mit der U-Bahn zur Allianz Arena. Eine Stunde vor dem Anpfiff waren die Fans aus dem Zug angekommen. Dabei störte es sie auch kaum, dass sie den Weg hoch zum Stadion mit den 1860-Fans teilen mussten, die Blau-Weißen vermischten sich mit den Rot-Weißen. Das klappte so reibungslos, dass es keine Zwischenfälle gab. Auch wenn es hier und da mal ein paar dumme Sprüche gab, die Löwen bissen nicht. Und auch nach dem Spiel blieb alles friedlich. Aufgrund der Niederlage blieben die Siegener ruhig, die Feierlichkeiten der Hausherren hielten sich in Grenzen. Nur der harte Kern beider Fangruppen wurde nicht müde, ihren Verein zu supporten.
In der Allianz Arena, die von Innen alle Gäste-Fans verblüffte, gab es für Siegen trotz anfänglich gutem Support unter dem Tribünendach der Südkurve nichts zu holen. In der zweiten Halbzeit übertönten dann auch die 1860-Fans die Gäste aus Siegen, so wie die Sportfreunde-Mannschaft mit Leichtigkeit ausgespielt wurde. Eine unschöne Szene gab es dann erneut von der Polizei: Die Fahnen der Siegener Fanclubs mussten abgehangen werden. Fans, die sich dagegen wehrten, durften ebenfalls einen Blick in die Zellen unter der Allianz Arena werfen. Die Fans der Sportfreunde waren alles andere als begeistert von dieser Aktion.
Nach dem Spiel musste dann die lange Heimreise angetreten werden. Zunächst den Fußweg vom Stadion hinunter zur U-Bahn, wo es erstmal noch einen längeren Aufenthalt gab bis der Sonderzug zurück Richtung Siegen fuhr. Das Bahnhofsgeländer durften die Siegener nicht verlassen, so war jede Minute, die es zu warten galt, doppelt so lang.
Kurz vor 20 Uhr fuhr der Zug dann los, in den Abteilen machte sich dann die Müdigkeit breit, während einige Wenige noch im Tanzwagen das ein oder andere Bierchen tranken. Bei Frankfurt gab es dann plötzlich eine längere Pause. Im eine halbe Stunde früher losgefahrenen Weidenauer Zug gab es wohl einige Probleme, die Polizei ließ eine Razzia folgen, was auch für den Siegener Zug zu einer Wartezeit führte. Zudem gingen hier noch die Getränke aus. Gegen Mitternacht gab es selbst kein Wasser mehr im Zug. Da mussten die Siegener durchhalten. Erst um 2.30 Uhr rollte der Sonderzug wieder in Siegen ein. Eine Stunde später als geplant. Genauso wie die Siegener in den Zug hetzten, so strömten sie auch wieder heraus, was erneut zu einem Stau von Menschenmassen am Siegener Bahnhof führte. Am Ende waren aber alle froh, endlich in die Federn fallen zu können.

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