Eine Roman-Verfilmung ist immer ein ganz eigenes Unterfangen. Bei „Vollidiot“, der kürzlich im Kino gestartete Film von Tobi Baumann, ist sie aber vollkommen gelungen. Nach Tommy Jauds Bestseller trainiert die Komödie „Vollidiot“ die Lachmuskeln der Kino-Besucher und verspricht ein Erfolg zu werden. Die Mischung aus sarkastischem Wahn-Witz und ironisch angehauchtem Humor lässt kein Auge trocken. Trotz der recht simplen Story kommt „Vollidiot“ richtig in Fahrt. Auch ein wenig Gesellschaftskritik wurde mitverpackt.
Simon Peters heißt die Hauptfigur, gespielt von Oliver Pocher in seiner ersten Kino-Rolle. Single, 30, männlich, sucht… nach diesem Motto beginnt auch der Film. Denn Simon ist seit einem Jahr alleine, kriegt in der Disco stets eine Abfuhr, hat einen Haufen Schulden, hängt dennoch meist im Pub ab und mag seinen Job als verkappter Mobilfunk-Verkäufer („Lad dir mal nen Hauptschulabschluss runter, Alter“, „Haben sie dieses Internet? – Mist, das letzte ist grade weg“) bei „Dingelingeling“ überhaupt nicht. Als er sogar aus dem Mallorca-Single-Urlaub als einziger ungevögelt zurück kehrt, kauft er sich bei Ikea einen Einzelsessel – ganz auf sein Singledasein zugeschnitten. Wenig später gibt’s Ärger von seiner Chefin – genannt „die Eule“ (Anke Engelke).
Einer Achtjährigen hat er einen Handyvertrag verkauft. Das soll er nun wieder grade biegen, somit bricht Simon Peters bei den Kunden ein. Übersieht aber die Überwachungskameras. Als Simon feststellt, dass aus dem Café, in dem die Beziehung mit seiner Ex endete, ein All American Coffee Store geworden ist, haut er dort erstmal gehörig auf den Tisch. Nachdem er in der Disco dann zu den Vengaboys abgeht und der Abend mit zwei jungen Stewardessen aufgrund seiner sexistischen Art und Weise („Ich wollte immer schon mal wissen, wie viel Bonusmeilen man bekommt, wenn man mit einer Stewardess schläft“) etwas unglücklich endet, macht er zusammen mit seinem Freund und Kollegen Flick (Oliver Fleischer) erneut halt vor dem Ami-Café. Beim Gurken-Wettrennen der beiden Freunde am Fenster des Café, erblickt er seine Traumfrau, die schöne Marcia P. Garcia (Ellenie Salvo González). Jetzt muss er sie nur noch ansprechen. Das erfordert aber einige Überwindung. Doch Simon Peters hat schon ausgeklügelte Pläne. Doch als der Vollstrecker alias „der kleine Mann“ (Herbert Feuerstein) auftaucht, muss er diese erstmal verschieben, entflüchtet ins Pub, wo er sich die Kante gibt und seinem Liebeskummer Luft macht („Manchmal kann man gar nicht soviel saufen, wie man kotzen möchte"). Schließlich wird er vom Wirt, den Simon gut kennt, vor die Tür gesetzt, muss ihm aber noch das Versprechen geben, Marcia erst am nächsten Morgen versuchen anzusprechen.
Vor einer Kirche wartet er bis es Punkt zwölf gongt ("Jetzt ist Morgen!"), übernachtet dann auf einer Mauer vor der Haustür seiner Angebeteten. Noch trennen ihn ein Vorhang und eine Straße von seinem Glück. Doch im Kölner Express findet er die zündende Idee: Er will Marcia zum Konzert von den Fantastischen Vier einladen. Nach einigen Spanisch-Kursen und zahlreichen gescheiterten Versuchen sie einzuladen, kommt es beim Konzert zum Showdown…
Die Besetzung des Films mit TV-Proll Oliver Pocher als „Vollidiot“-Hauptfigur ist vollkommen gelungen. Die direkte und schonungslos sarkastisch-aberwitzige Art von Pocher verleiht dem Streifen die richtige Note. Pocher wirkt in seiner Rolle überaus authentisch, fast so als würde er sich selbst spielen. Simon Peters ist eine Figur, über die und mit der der Zuschauer lachen kann, obgleich er mit ihm fiebert. Und wer Pocher mag, wird den Film lieben, denn vor allem die knallharten Sprüche sorgen für die Lacher im Film. Auch die anderen Schauspieler reihen sich in dieser Form ein.
Tommy Jaud, der nicht nur die Vorlage schrieb, sondern auch gemeinsam mit Christian Zübert (Regisseur des grandios witzigen „Lammbock“) das Drehbuch verfasste und in einer kleinen Rolle zu sehen ist, begann seine Karriere als Gagschreiber für Harald Schmidt. Anschließend feierte er Erfolge mit den Sat1.-Comedy-Produktionen „Wochenshow“ und „Ladykracher“, bevor er 2004 800.000 Exemplare seines Debüt-Romans „Vollidiot“ absetzte. Diese locker-leichte, pfiffige Literatur ist scharfsinnig wie amüsant beobachtet und liest sich ausgesprochen flott. Eine Verfilmung war nur eine Frage der Zeit.
Kommt der Film zwar zum Anfang nur langsam in Fahrt, so steigert er sich zur Mitte hin, die Lachdichte, die eine gute Komödie ausmacht, passt. Zum Schluss nimmt der Film eine überraschende Wende, kein klassisches Happyend im Sinne Hollywoods, doch der Zuschauer verlässt den Kino-Saal mit einem Schmunzeln, dem einige gute Lach-Flashs während der Vorstellung voraus gingen. Wer zum lachen nicht in den Keller geht, kommt bei „Vollidiot“ voll auf seine Kosten. Und wer vom Film nicht genug kriegen kann, dem empfiehlt sich Jauds Roman, aus dem Christoph Maria Herbst ("Stromberg") in einer Vorlesungs-Tour gelesen hat (siehe Bild).
„Schlag den Kommissar“ – Rückkehr der Mumie
Im Siegen-Weidenauer „Jojos Pub“ ging es unmittelbar nach dem „Vollidiot“-Kino-Besuch zu später Stunde in die erste Runde von „Schlag den Kommissar“. Was Raab kann, kann der Kommissar in Person von Jürgen K. schon lange. Ein ähnlicher Wettbewerb musste her. Die erste Disziplin war das allseits beliebte Billard. Und obwohl der Kommissar ja schon an alten Schultagen fast täglich im Keller-Bunker der Lehranstalt diesen Sport ausgeübt hat, konnte Kandidat Damian R. die Partie knapp mit 4:3 gewinnen. In der ersten Runde gewann der Kommissar noch souverän, musste sich aber im zweiten Spiel geschlagen geben. Das dritte Spiel wurde wieder gewonnen. Dann kehrte die „Mumie“ zurück und siegte zweimal in Folge. Das letzte Spiel konnte der Kommissar, der mit seiner „Über die Kugeln-Lupf-Technik“ verblüffte, aber noch mal gewinnen. Die Partien waren immer sehr spannend und knapp, beide hatten ohnehin mehr Glück als Verstand. Nun steht es nach der ersten Runde also 1:0 für den Kandidat, der sich gegen einen hartnäckigen Gegner wacker schlug – Fortsetzung folgt…