Die Story: „Mein Führer“ - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler. Die Ge-schichte des Films von Dani Levy, mit Helge Schneider als Hitler in der Hauptrolle, ist schnell erzählt. Der „totale Krieg“ ist im Dezember 1944 so gut wie total verloren. Am Neujahrstag soll der Führer eine Rede halten, um beim Volk die letzten Kräfte zu we-cken. Doch Hitler ist depressiv und krank. So lässt Goebbels den ehemaligen jüdi-schen Schauspieler Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe) in die Reichskanzlei beordern. Er soll den Führer „heilen“. Doch Grünbaum spielt dabei mit dem Feuer…
Hintergrund: Darf man über Hitler lachen? Die Frage ist längst beantwortet. Schon bevor der Film „Mein Führer“ von Dani Levy in die deutschen Kinos kam, entflammte eine öffentliche Diskussion neu, ob man sich über Hitler lustig machen dürfe. Als Ar-gument wurde häufig die Gefahr, die Verbrechen der Nationalsozialisten womöglich zu verharmlosen, angeführt. Seit Lubitschs „Sein oder nicht sein“. Seit „Der große Dik-tator“ von Charlie Chaplin, noch zu Lebzeiten Hitlers. Und spätestens seit dem Musi-cal „The Producers“. Man darf, ja muss vielleicht sogar über Hitler lachen können. Um ihn auch auf diese Weise endgültig zu entmystifizieren.
Das entbehrt nicht einer gewissen historischen Grundlage: Paul Devrient, seinerseits Opernsänger und Stimmbildner, hatte Hitler im Jahre 1932 für sieben Monate begleitet und zum Demagogen geschliffen, was Bertolt Brecht bereits 1941 in „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ parodierte. George Tabori ging 1987 in seiner Farce „Mein Kampf“ noch weiter, als aus dem Ausbilder ein Jude wurde, der dann das erste Opfer seines Geschöpfes wurde. Levy, ein Jude und Spross einer Familie, die vor Hitler fliehen musste, kehrt die Früh- in die Endzeit, und so ist sein „Führer“ ein wenig von allem: ein bisschen Ui und Pfui, ein wenig Tabori, auch eine Prise von Walter Moers’ „Bonker“-Comics, ein galliges Gegengift zudem zu Hirschbiegels Bunker-Epos „Der Untergang“ und am Ende auch ein Schuss „Der große Diktator“, wenn Hitler die Stimme versackt und „sein Jude“ als Ghostspeaker eine große, humanistische Rede hält.
Wie Chaplin setzt Levy dabei auf Slapstick, ja manchmal auf grotesken Nonsens.
Nicht mit einer Ballettnummer mit Globus wie bei Chaplin, das nicht. Aber die Weltkugel dient hier zumindest als Mini-Bar. Und es gibt ähnliche, bleibende Momente. Adolf in der Schaumbadewanne beim Seekrieg-Spielen mit Spielzeug-Schiffen. Adolf im senfgelben Trainingsanzug, von Grünbaum in einem als Aufwärmtraining gedachten Ringkampf niederstreckt. Die Maskenbildnerin namens Riefenstahl (Marion Kracht), die bei der Rasur versehentlichen den Schnauz stutzt. Und Blondi, der die Pfote zum Hitler-Gruß hebt. Das allerdings ist eindeutig geklaut bei „The Producers“, in dem dieser Effekt von einem ganzen Verschlag von Flugtauben noch verschlagener wirkte.
Kritik: Regisseur Dani Levy präsentiert seine subjektive Sicht auf die Geschichte – frei erfunden und provozierend frech. Er gibt die Nazi-Herrscher dem Gelächter preis. Die Hitler-Satire „Mein Führer“ trainiert trotz aller Kritik von Außen die Lachmuskeln der Kino-Besucher.