Sportfreunde gehen gegen Spitzenreiter Wehen unter - Rückkehr von Adnan Masic
Es war ein rabenschwarzer Freitag, der 13. für die Sportfreunde Siegen. Wir sind zwar alles andere als abergläubig, aber irgendwie passte das gut zusammen. Denn die Vorstellung, die die Sportfreunde gegen Regionalliga-Tabellenführer SV Wehen boten, war schon gespenstig. Rund 8000 Zuschauer fanden sich bei warmen Temperaturen im Leimbachstadion zu dem interessanten Spiel ein. Die Ausgangslage war klar: Wehen als Spitzenreiter wollte den Aufstieg in die Zweite Liga perfekt machen, Siegen als Tabellenvierter dem besten Team der Liga ein Bein stellen und seinen Platz festigen. Zusätzliches Kuriosum: Wehens Keeper Adnan Masic, der mit den Sportfreunden damals in die zweite Liga aufstieg und maßgeblichen Anteil daran hatte, kehrte zurück an seine alte Wirkungsstätte. Das allein ist nicht aufsehenerregend, doch viele Siegener Fans nahmen ihm den Wechsel ins Hessenland übel, was sich auch kund taten.
Aber zunächst mal zum Sportlichen: Schon früh ging der Favorit aus Wehen in Führung. Gerade mal vier Minuten waren gespielt, da zappelte der Ball schon im Siegener Netz. Die Sonne strahlte über dem Leimbachstadion, Keeper Thomas Richter verzichtete auf eine Kappe, sah den Ball nicht und stand zudem viel zu weit vor seinem Kasten. Eine Bogenlampe der Wehener konnte somit ungehindert ins Tor flattern. Ein Glückschuss, der durch einen klaren Torwart-Fehler tatkräftige Unterstützung erhielt. Das Spiel hatte also noch gar nicht angefangen, da mussten die Sportfreunde, die sich viel vorgenommen hatten, schon einem Rückstand hinterherlaufen.
Was danach in dieser ersten Halbzeit kam, war brotlose Kunst. Siegens Mittelfeld fand überhaupt nicht statt, die Stürmer Blessin und Okpala hangen in der Luft, blieben auch das gesamte Spiel über blass. Und auch die Abwehr ließ sich ohne Mr. Zuverlässig Daniel Bogusz (Grippe) davon anstecken. Vor allem Binder machte sein schlechtestes Saisonspiel, er allein ermöglichte den Gäste eine Vielzahl von Torchancen, die aber nicht genutzt wurden oder von Richter, auf Wiedergutmachung aus, vereitelt werden konnten. Folgerichtig durfte Binder dann auch noch vor der Halbzeit gehen. Nach der Halbzeit kam Wehen zu weiteren Chancen, das gut gestaffelte Team der Gäste war den Siegenern überlegen. Die versuchten zwar nach vorne zu preschen, blieben aber immer wieder in der engmaschigen Abwehr der Wehener hängen. So verlebte Torhüter Masic, der bei Abschlägen immer wieder einige Pfiffe und Sprechchöre gegen sich in Kauf nehmen musste, auch einen ruhigen Abend. Auf der anderen Seite gab es dann plötzlich Elfmeter. Ob der berechtigt war, darüber lässt sich streiten. Den verwandelten die Gäste sicher zum 2:0, das bis zu diesem Zeitpunkt allemal verdient war. Da die Wehener fortan weiterhin Chancen vergaben, half nun auch der Schiedsrichter mit. Einen noch fragwürdigen Elfmeter, den Islamoglu verursacht haben soll, gab es dann wenige Minuten nach dem zweiten Treffer. Die Zuschauer auf den Rängen verstanden die Welt nicht mehr, „Hoyzer“-Rufe machten die Runde. Mit drei Toren im Rückstand war das Spiel dann gelaufen. Doch die Siegener Kicker verspürten jetzt Wut im Bauch, wollten es noch mal wissen. Durch unnötige Fouls machten sie ihrem Frust Luft. Kurz vor Schluss wurden die Bemühungen den Ehrentreffer zu markieren belohnt. Masic ließ einen harmlosen Ball fallen, Okpala fiel durch einen Rempler auch. Elfmeter. Der dritte im Spiel. Krebs verwandelte, auch wenn Masic noch dran war. Kurz um: Die Sportfreunde waren an diesem Freitagabend desolat, hatten die Niederlage verdient. Wehen kann den Meistersekt schon mal kalt stellen.
Gut verhalten hatte sich indes Ex-Keeper Masic. Anders als in Wehen ließ er Provokationen der gegen ihn gestimmten Siegener Fans sein, feierte lieber mit seinen Teamkollegen, um später noch einige ihm positiv gesinnte Siegener Kollegen zu begrüßen. So blieb es am Ende friedlich, obwohl die Unmutsbekundungen der Siegener Fans in Richtung Masic, die auch einige Plakate mit der Aufschrift „50 Euro – Masic ist dabei“ oder „Masic, du Verräter“ beinhalteten, anderes vermuten ließen. Der unbestritten beste Torhüter der Regionalliga Süd steckte dies aber gut weg, zeigte sich davon unbeeindruckt. Er schloss sogar eine Rückkehr nach Siegen nicht aus. „Wenn mich einer von den Sportfreunden anruft, komme ich wieder nach Siegen“, meinte Masic nach dem Spiel. Nun kann man natürlich eine endlose Diskussion starten, ob Masic zurück kommen soll oder nicht. Fakt ist: Mit Richter haben die Sportfreunde einen ebenso guten Torwart, der derzeit die Nummer Eins ist. Eine Torwartdiskussion muss trotz seines Fauxpas nicht aufkommen. Weiterhin wird erst die Zukunft zeigen, welche Worte in Taten umgesetzt werden.
Noch einige Worte zur Stimmung im Stadion, die im Siegener Forum derzeit heiß diskutiert wird. Teile der Ost-Kurve nahmen beim Spiel gegen Wehen erstmals wieder auf der Tribüne Platz. Von dort aus wurde ebenso supportet wie auf der Ost-Kurve und Teilen der Gegengerade. Dies stellte durchaus eine Verbesserung des gesamten Supports im Stadion dar. In der Ost-Kurve wurde der Support durch die Rückkehr des ehemaligen Capos angeheizt, während man auf der Tribüne ebenso Gas gab. Es war zwar kein Dauersupport, aber vor allem in der zweiten Halbzeit war einiges zu hören. Ein Schritt nach vorne allemal. Und das die Fans trotz schlechtem Spiel und 1:3-Rückstand noch weiter das Team unterstützen und gar eine „Humba“, sich damit quasi selbst feiern, verdient einigen Respekt. Denn sie waren die großen Verlierer des Abends.
2 Kommentare:
Alles in Allem stimme ich überrein. Netter Bericht. Das nächste Mal muss die Kamera wieder mit, denn außer die schönen Fotos von Messingfeld gab es nichts weiter. Ganz zu schweige denn von Videos.
Danke für die Komplimente.
Leider darf ich die Bilder von Messingfeld nicht einstellen.
Ist die Kamera halt nächstes Mal Pflicht.
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